Märchenhafte Erzählung über einen ungewöhnlichen Besuch
© Thomas Eich
Es waren einmal zwei Brüder, hagere, baumlange Kerls, die als brave Holzfäller nahe dem großen Wald lebten. Der eine, Uwe, war ein mürrischer Bursche, der froh war, wenn er abends die großen Stiefel ausziehen, in bequeme Schuhe schlüpfen und ins Wirtshaus gehen konnte. Der andere, Hubert, war feinsinniger als sein Bruder. Er liebte es, nach der Arbeit durch den Wald zu streifen, dem Abendsang der Vögel zu lauschen und zu beobachten, wie die Mutter Sonne sich hinter dem Wald zur Ruhe begab. Selbst am Sonntag, wenn der fromme Bruder vor dem Frühschoppen andächtig in der Kirche saß, schlich Hubert sich davon, legte sich ins hohe Gras einer Waldlichtung oder kletterte in die ausladenden Äste einer alten Eiche. Während Uwe mit gefalteten Händen der Predigt des Herrn Pfarrer lauschte, sang Hubert mit den Vögeln oder senkte seinen Blick ins gelbe Auge eines Löwenzahns. So in die wohlige Vielfalt der Natur geborgen, kamen ihm oftmals die merkwürdigsten Gedanken. Ehrfurcht vor der Größe der Schöpfung und die bange Frage nach ihrem Schöpfer durchzitterten seine Seele. Wer mochte all die Schönheiten erdacht und geschaffen haben? …
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